EIN GESPRÄCH MIT TWISTED TOOLS

Twisted Tools wurde Februar 2010 von dem ukrainischen Programmierer Igor Shilov und dem amerikanischen Produktdesigner Josh Hinden gegründet. Die beiden kamen 2008 online in Kontakt – Josh war auf Igors REAKTOR-Ensemble Flakes aufmerksam geworden und beauftragte ihn damit, ein spezielles Instrument zu entwickeln.

Nach zwei Jahren und vielen Diskussionen über REAKTOR-Instrumente beschlossen Igor und Josh, gemeinsame Sache zu machen und zeichnen inzwischen für einige der faszinierendsten Reaktor-basierten Tools verantwortlich.

Hier sprechen Josh und Igor über ihre Kreation POLYPLEX, das Entwickeln mit REAKTOR und die Zukunft von Musiksoftware.

WARUM? DIE VISION HINTER POLYPLEX


Josh: "Wenn wir Instrumente designen, geht es uns fast immer darum, ein bestimmtes Problem zu lösen oder langweilige Prozesse zu beschleunigen. Gleichzeitig haben wir dabei natürlich viel Spaß. Darin liegt die Stärke von Computern, also konzentrieren wir uns eher auf Tools, die dazu beitragen, den Prozess des Musikmachens zu verbessern, als auf das Recycling klassischer Ideen aus der analogen Welt.

Das Hauptziel von Polyplex bestand darin, ein Tool zu entwickeln, mit dem sich einzigartige Drum-Sounds auf einfache und Spaß bringende Weise kreieren und spielen lassen. Genau wie bei allen anderen Twisted Tools-Instrumenten ging es uns darum, den Anwendern einen ultraschnellen, kurzweiligen Workflow zu bieten, der sie mittels intelligenter Randomisierung einzigartige Sounds erzeugen lässt. Darüber hinaus stehen leicht bedienbare Editing-Tools zum Finetuning bereit, falls ihr tiefer in die Materie einsteigen wollt."

VERWENDETE HARDWARE UND METHODEN


Igor: "Zur Entwicklung von Reaktor-Instrumenten braucht man eigentlich nur einen Mac oder PC. Für uns ist Reaktor trotz mancher Beschränkungen das beste Tool, um Instrumente wie Polyplex zu entwickeln. Beim Entwickeln in Reaktor gilt es viele Details zu beachten. Man lernt sie durch das Ausprobieren kennen, danach ergibt sich alles wie von selbst, genau wie bei anderen Systemen."

Josh: "Und in Reaktor programmieren macht Spaß – wegen seines visuellen Workflows. Ich kann mir nicht vorstellen, so etwas wie Polyplex in einer textbasierten Umgebung zu entwickeln. Igor und ich sind visuelle Leute, deshalb macht eine visuelle Programmierumgebung für uns Sinn.
Man braucht auch gute Studio-Monitore, um kritisch hören zu können, und ein gutes Display für das UI-Design, das größtenteils in Photoshop entsteht. Hinter den Samples und Presets von Polyplex steckt viel Arbeit – sie wurden von fantastischen Sound Designern entwickelt. Antonio Blanca und das NI-Team haben ebenfalls daran mitgewirkt und die Ergebnisse waren fantastisch."

WAS? – LIEBLINGSFUNKTIONEN


Josh:
"Das beste Polyplex-Feature ist definitiv die Zufallsfunktion – sie liefert fast immer gut klingende Resultate. Darauf haben wir großen Wert gelegt: Wenn man ein Drum-Kit lädt und auf "Random" klickt, hat man in Sekundenschnelle ein neues, einzigartiges Kit mit grandiosem Sound.

Die User-Map-Funktionalität gefällt mir auch sehr gut – sie erlaubt das Hinzufügen eigener Samples, ohne dadurch die vorkonfigurierten Sample-Maps zu überschreiben. Das sind ziemlich praktische Dinge. Ich denke, Robert von NI hatte diese Idee."

"Es gibt auch einige kleine Tricks mit großer Wirkung:
  • Beispielsweise geladene Effekte mit einer Kit-Variation zu speichern. Diese Funktion ist standardmäßig deaktiviert. Bei Bedarf könnt ihr sie aktivieren. Öffnet die REAKTOR-Struktur und ändert den Wert für die Konstante, die mit dem "fx?"-Eingang verbunden ist, von 0 auf 1. Das macht das Wechseln zwischen Kits flüssiger, weil mit den Kit-Variationen verschiedene Effekte und Einstellungen aufgerufen werden.
  • Wenn ihr einen Slider doppelklickt, wird er von jeglicher Randomisierung ausgenommen.
  • Weist alle Sound-Slots derselben MIDI-Note zu. Dann entsteht ein Mega-Layer mit 32 Sounds auf einem einzigen Pad.
  • Oder bewegt Sounds per Copy und Paste zwischen Snapshots, um die Komplexität zu steigern."


DIE ZUKUNFT VON TWISTED TOOLS UND MUSIKSOFTWARE

Josh: “Wir werden oft gefragt, wann es einen Twisted Tools-Synth geben wird. Das wird noch etwas dauern, weil wir noch nichts einzigartiges gefunden haben, das eine Lücke schließt oder eine Herausforderung darstellt. Trotzdem haben wir natürlich die eine oder andere Idee.

Für mich sollte Reaktor eine standardisierte Plattform zur Entwicklung von professionellem Software-Instrument-Design werden. Ich hoffe, dass wir mit unserer Arbeit etwas dazu beitragen können. Reaktor ist ein fantastischer Weg zur visuellen Entwicklung von Tools – er kann Instrument-Design für Leute zugänglich machen, die das Programmieren sonst vermeiden würden.

Was ich mir sonst noch für die Zukunft wünsche: Es sollte auf einfache Weise möglich sein, zuverlässige Hardware-Instrumente visuell zu entwickeln und herzustellen – mit Reaktor und 3D-Druck!"
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