EIN GESPRÄCH MIT TWISTED TOOLS
Nach zwei Jahren und vielen Diskussionen über REAKTOR-Instrumente beschlossen Igor und Josh, gemeinsame Sache zu machen und zeichnen inzwischen für einige der faszinierendsten Reaktor-basierten Tools verantwortlich.
Hier sprechen Josh und Igor über ihre Kreation POLYPLEX, das Entwickeln mit REAKTOR und die Zukunft von Musiksoftware.
WARUM? DIE VISION HINTER POLYPLEX
Josh: "Wenn wir Instrumente designen, geht es uns fast immer darum, ein bestimmtes Problem zu lösen oder langweilige Prozesse zu beschleunigen. Gleichzeitig haben wir dabei natürlich viel Spaß. Darin liegt die Stärke von Computern, also konzentrieren wir uns eher auf Tools, die dazu beitragen, den Prozess des Musikmachens zu verbessern, als auf das Recycling klassischer Ideen aus der analogen Welt.
Das Hauptziel von Polyplex bestand darin, ein Tool zu entwickeln, mit dem sich einzigartige Drum-Sounds auf einfache und Spaß bringende Weise kreieren und spielen lassen. Genau wie bei allen anderen Twisted Tools-Instrumenten ging es uns darum, den Anwendern einen ultraschnellen, kurzweiligen Workflow zu bieten, der sie mittels intelligenter Randomisierung einzigartige Sounds erzeugen lässt. Darüber hinaus stehen leicht bedienbare Editing-Tools zum Finetuning bereit, falls ihr tiefer in die Materie einsteigen wollt."
WIE? – DER ZUSAMMENBAU VON POLYPLEX
HERAUSFORDERUNGEN UND KREATIVE LÖSUNGEN
Josh: "Wir haben unzählige Entwürfe und Korrekturen gemacht, deswegen lässt sich nicht genau sagen, welche Bereiche die schwierigsten waren. Die größte Herausforderung bestand jedenfalls darin, ein mit so vielen Funktionen ausgestattetes Instrument leicht bedienbar zu machen. Wir versuchen immer, so viele Features wie möglich hineinzupacken, um alle Anwendungsfälle zu berücksichtigen. Unsere Kunden sind meist große Nerds (genau wie wir). Also mussten wir einen guten Weg finden, die ganzen Details einzubauen, ohne dem grundlegenden Workflow Steine in den Weg zu legen."
Igor: "Genaugenommen sind in Polyplex permanent 32 Sampler/Stimmen aktiv. Alles lässt sich in Echtzeit und ohne Unterbrechung ändern. Es war eine echte Herausforderung, ein System zu entwickeln, das acht Maps flexibel auf 32 Layer verteilt und Kit-Variationen liefert, die schnell und nahtlos aufrufbar sind. Und dann noch 18 Effekte hinzuzufügen, ohne die Bedienbarkeit zu beeinträchtigen.
Der erste POLYPLEX-Prototyp, basierend auf einem Pad-Interface im MASCHINE-Stil.
Ein früher Entwurf einer vereinfachten Ansicht, die auch ein Preset-System enthielt.
Ein Modell der anfänglichen Layout-Ideen.
Spätere Layout-Versionen führten den Stil von Twisted Tools' Instrument S-Layer ein.
Ein früher GUI-Test, der das POLYPLEX-Feature-Set implementiert.
Eine von mehreren Brainstorming-Sessions, bevor Sample-Map-Sharing auf sämtlichen POLYPLEX-Pads ermöglicht wurde.
Ein früher GUI-Entwurf der einzelnen Units, die nun in POLYPLEX verfügbar sind.
VERWENDETE HARDWARE UND METHODEN
Igor: "Zur Entwicklung von Reaktor-Instrumenten braucht man eigentlich nur einen Mac oder PC. Für uns ist Reaktor trotz mancher Beschränkungen das beste Tool, um Instrumente wie Polyplex zu entwickeln. Beim Entwickeln in Reaktor gilt es viele Details zu beachten. Man lernt sie durch das Ausprobieren kennen, danach ergibt sich alles wie von selbst, genau wie bei anderen Systemen."
Josh: "Und in Reaktor programmieren macht Spaß – wegen seines visuellen Workflows. Ich kann mir nicht vorstellen, so etwas wie Polyplex in einer textbasierten Umgebung zu entwickeln. Igor und ich sind visuelle Leute, deshalb macht eine visuelle Programmierumgebung für uns Sinn.
Man braucht auch gute Studio-Monitore, um kritisch hören zu können, und ein gutes Display für das UI-Design, das größtenteils in Photoshop entsteht. Hinter den Samples und Presets von Polyplex steckt viel Arbeit – sie wurden von fantastischen Sound Designern entwickelt. Antonio Blanca und das NI-Team haben ebenfalls daran mitgewirkt und die Ergebnisse waren fantastisch."
WAS? – LIEBLINGSFUNKTIONEN
Josh: "Das beste Polyplex-Feature ist definitiv die Zufallsfunktion – sie liefert fast immer gut klingende Resultate. Darauf haben wir großen Wert gelegt: Wenn man ein Drum-Kit lädt und auf "Random" klickt, hat man in Sekundenschnelle ein neues, einzigartiges Kit mit grandiosem Sound.
Die User-Map-Funktionalität gefällt mir auch sehr gut – sie erlaubt das Hinzufügen eigener Samples, ohne dadurch die vorkonfigurierten Sample-Maps zu überschreiben. Das sind ziemlich praktische Dinge. Ich denke, Robert von NI hatte diese Idee."
"Es gibt auch einige kleine Tricks mit großer Wirkung:
- Beispielsweise geladene Effekte mit einer Kit-Variation zu speichern. Diese Funktion ist standardmäßig deaktiviert. Bei Bedarf könnt ihr sie aktivieren. Öffnet die REAKTOR-Struktur und ändert den Wert für die Konstante, die mit dem "fx?"-Eingang verbunden ist, von 0 auf 1. Das macht das Wechseln zwischen Kits flüssiger, weil mit den Kit-Variationen verschiedene Effekte und Einstellungen aufgerufen werden.
- Wenn ihr einen Slider doppelklickt, wird er von jeglicher Randomisierung ausgenommen.
- Weist alle Sound-Slots derselben MIDI-Note zu. Dann entsteht ein Mega-Layer mit 32 Sounds auf einem einzigen Pad.
- Oder bewegt Sounds per Copy und Paste zwischen Snapshots, um die Komplexität zu steigern."
DIE ZUKUNFT VON TWISTED TOOLS UND MUSIKSOFTWARE
Josh: “Wir werden oft gefragt, wann es einen Twisted Tools-Synth geben wird. Das wird noch etwas dauern, weil wir noch nichts einzigartiges gefunden haben, das eine Lücke schließt oder eine Herausforderung darstellt. Trotzdem haben wir natürlich die eine oder andere Idee.Für mich sollte Reaktor eine standardisierte Plattform zur Entwicklung von professionellem Software-Instrument-Design werden. Ich hoffe, dass wir mit unserer Arbeit etwas dazu beitragen können. Reaktor ist ein fantastischer Weg zur visuellen Entwicklung von Tools – er kann Instrument-Design für Leute zugänglich machen, die das Programmieren sonst vermeiden würden.
Was ich mir sonst noch für die Zukunft wünsche: Es sollte auf einfache Weise möglich sein, zuverlässige Hardware-Instrumente visuell zu entwickeln und herzustellen – mit Reaktor und 3D-Druck!"
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